Von Kerstin Hamester, Brandreferendarin Feuerwehr Hamburg
Schaut man mittig auf eine Deutschlandkarte, entdeckt man schnell eine Stadt in Nordhessen, nämlich Kassel. Hierher hat es uns Brandreferendarinnen und Brandreferendare nun verschlagen, nachdem wir die erlangten Kenntnisse aus Regensburg in unserem Gruppenführerpraktikum an Dienststellen quer durch die Bundesrepublik umsetzen durften. So kamen wir nach acht Wochen wieder an der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel zusammen, wo uns eine umfassende Ausbildung zuteilwerden sollte.
Nachdem wir von unseren Lehrgangsleitern begrüßt wurden, ging es auch sogleich los mit der Zugführungsausbildung. In den ersten Tagen des Abschnitts wurden wir in die Methodik der Planübung eingeführt und hatten hier auch gleich Gelegenheit, uns selbst daran zu versuchen. Bei einer Planübung werden komplexe Einsatzlagen auf einer Modellbauplatte im Maßstab 1:87 aufgebaut und verschiedene taktische Ansätze besprochen und diskutiert. So gab es von Chlorgasaustritten bis zu Wohnungsbränden verschiedenste Einsatzlagen, die von uns taktisch und technisch abgearbeitet werden mussten.
Neben den Übungen an der Planübungsplatte wurde uns zudem ein Überblick über diverse Aufgabenbereiche auf Zugführungsebene gegeben. So wurden wir beispielsweise in der Planung einer Löschwasserversorgung unterwiesen, bekamen Tipps für eine optimale Zusammenarbeit mit der Polizei und wurden im vorbeugenden Brandschutz geschult.
Nach einer Pause über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel hatten wir die Gelegenheit, uns tiefergehend mit den Spezifika der taktischen Ventilation theoretisch wie auch praktisch auseinanderzusetzen, bevor die erste Prüfung in Form einer Planübung auf Zugführungsebene erfolgen sollte.
Wie in den Beiträgen vorher erwähnt, birgt die neu gestaltete Laufbahnverordnung einige Neuerungen. Eine Neuregelung betrifft beispielsweise auch die Qualifikation in der Verbandsführung, die nun im Anschluss an die Zugführungsausbildung in Kassel erworben werden sollte. Im Zuge dessen durften wir uns in Führungssimulationen beispielsweise als Technische Einsatzleiter*in oder als Mitglied der Führungsgruppe versuchen. Zusätzlich erlangten wir Kenntnisse über die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und wichtige Rechtsgrundlagen.
Nun stand die nächste Qualifikation an – die Ausbildung zum Führen im Gefahrguteinsatz. Wir berechneten Ausbreitungsmodelle, bekamen Einblick in die Arbeit des TUIS und der ATF und bekamen viel Hintergrundwissen für die strukturierte Abarbeitung von CBRN-Einsatzlagen. Zusätzlich bekamen wir Einblicke in den Aufbau und die sicherheitstechnischen Einrichtungen einer Biogasanlage und besuchten einen Flüssiggasanbieter, der in den FSD (Flüssiggassicherheitsdienst) eingebunden ist. Hierbei wurde uns in Experimenten ein Überblick über die Besonderheiten beim Umgang mit flüssigen Gasen gegeben.
Zur Komplettierung des Moduls „Taktische Führung II“ bekamen wir Einblicke in die anspruchsvolle Abarbeitung von Einsatzlagen bei einem MANV (Massenanfall von Verletzten). Diese wurden uns sehr praxisnah in verschiedenen Patientensimulationsübungen gewährt.
Zum Abschluss des Moduls konnten wir in weiteren Simulationsübungen unser in den vorherigen Modulen erlerntes Wissen vertiefen. Wir beschäftigten uns unter anderem mit Einsatzsimulationen auf Verbandsführungsebene und probten Einsätze in Tunnelanlagen, unter anderem via VR auf einem omnidirektionalen Laufband. Hierbei konnten wir uns virtuell in einer Tunnelanlange bewegen und die Einsatzstelle erkunden. So bekamen wir auch einen Einblick in zukünftige vielversprechende Möglichkeiten der Ausbildung.
Zusammenfassend haben wir in diesem Abschnitt sehr viele Einblicke bekommen und können nun mit neuen Kenntnissen und Fähigkeiten in unser siebenwöchiges Zug- und Verbandsführerpraktikum gehen. Unser Dank hierfür geht an die Hessische Landesfeuerwehrschule, die uns diese Möglichkeit geboten hat, sowie insbesondere unseren Lehrgangsleitern.