Von Marika Rosenberg
Brandreferendarin, LSTE Eisenhüttenstadt – BRef 2021
Am 06. Dezember 2021 stellte ich mich am Stauende vor der Abfahrt Lüdenscheid Nord an. „Lüdenscheid. Die Stadt des (Rück-)Lichts“ schoss mir durch den Kopf. Ein Link in einer Whats-App Nachricht hatte mir zwei Tage zuvor den Grund verraten: „A45 bei Lüdenscheid bleibt vorerst gesperrt“.
Der Praktikumsabschnitt führte mich also in diese Stadt im Sauerland mit ca. 74.000 Einwohnern und einer Freiwilligen Feuerwehr mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften. Lüdenscheid unterhält eine hauptamtlich besetzte Feuer- und Rettungswache sowie weitere 5 Gerätehäuser für die ehrenamtlich besetzten Löschzüge. Insgesamt bilden ca. 115 hauptamtliche Kräfte und ca. 160 ehrenamtliche Kamerad*Innen die aktive Wehr.
Ich gehörte der Wachabteilung 1 an und fuhr dort als Zug- und Gruppenführerin mit. Unter anderem sind ein Brand in einer Galvanik sowie ein Entstehungsbrand bei einer Aluminiumdruckguss Firma als Highlights zu nennen. Die Sturmwoche vom 14.02.-20.02. beschäftigte mich sowohl als Gruppenführerin als auch als S2-Funktion im Stab.
Die mir übertragenen Projekte im Tagdienst, wie Erarbeiten der Ausschreibung für ein NEF, Erstellen eines Corona Maßnahmenpakets, Prüfung von rechtlichen Sachverhalten im Personal- und Feuerwehrwesen und Erarbeitung eines Vorschlags zur Mitarbeiterbeurteilung waren hilfreiche Einblicke in spätere Aufgaben. Das Engagement der Mannschaft in Bezug auf Wissensvermittlung gegenüber meiner Person war beispiellos. Die Wachabteilungen 2 und 3 nahmen mich ebenfalls gern zu Einsätzen mit. Besonders erwähnenswert war vor allem die Bereitschaft für die unzähligen Planübungen. Somit wurde ich auch aktiv bei der Prüfungsvorbereitung unterstützt.
Fragt man mich nach meinem größten Einsatz, dann bekommt man allerdings eine unerwartete Antwort. Denn dieser begann zwei Tage vor meiner Ankunft und dauert bis heute an: Die Sperrung der Rahmedetalbrücke. Die daraus resultierende Hauptumleitungsstrecke für die A45 führt durch die Stadt Lüdenscheid und sorgt für einen sehr problematischen Anstieg des Verkehrs, welcher sich unübersehbar auf das gesamte öffentliche Leben auswirkt. Außerdem werden alle abfahrenden Fahrzeuge durch die vorgegebene Streckenführung an zwei Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr vorbeigeleitet. Aufgrund des plötzlich herrschenden Verkehrsaufkommens wuchs die Anfahrtszeit der freiwilligen Kamerad*Innen bei Alarmierung von 3 – 5 Minuten auf 15 – 20 Minuten an. Hilfsfristen konnten nicht mehr eingehalten werden. Einsatzkräfte fehlten zeitnah an der Einsatzstelle, was die Sicherheit der Mannschaft beeinflusst, Einsatzfahrten für Fahrzeuge des Rettungsdienstes und der Feuerwehr dauerten länger, die Motivation des Personals aufgrund der höheren Pendelzeiten wurde thematisiert… Diese Aufzählung stellt nur einen Ausschnitt aus den Herausforderungen dar, vor denen die Amtsleitung plötzlich stand.
Zur Lösung der Probleme wurden Strategien entwickelt. So ging der Brandschutzbedarfsplan, welcher am 13.12.2021 verabschiedet wurde, am 20.12.21, aufgrund der veränderten Situation, in die Fortschreibung. Ein 12h-HLF wurde zur Kompensation der verzögerten Einsatzkräfte in den Dienst genommen. Die Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen für die mittelfristige Zukunft musste mit Personalamt und Belegschaft organisiert werden. Die Entwicklung des Verkehrs sowie die Verschiebung der Einsatzlage waren unbekannt, musste aber bei jeder Überlegung Berücksichtigung finden. Ein bunter Blumenstrauß an Aufgaben und ein unerschöpfliches Weiterbildungsangebot für mich als Praktikantin. Ich war mittendrin in dieser Herausforderung und durfte daraus lernen.
Das Anstellen im Stau hat sich gelohnt. Mein Praktikum war absolut gewinnbringend für mich. Das Vierteljahr verging wie im Flug und die Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit der gesamten Feuerwehr Lüdenscheid sorgte dafür, dass ich mich als Teil der Gemeinschaft verstand. Mein großer Dank geht an die gesamte Feuerwehr Lüdenscheid für diese unvergessliche Zeit. Ich werde mein Gruppen- und Zugführerpraktikum nicht so schnell vergessen und gern daran zurückdenken.