Nach der in diesem Jahr online durchgeführten Einführungswoche der Brandreferendarinnen und Brandreferendare 2020 am Institut der Feuerwehr (IdF) in Münster, stand im Anschluss der erste lange Abschnitt des zweijährigen Brandreferendariats an – die feuerwehrtechnische Grundausbildung. Anders als bei der zentral durchgeführten Einführungswoche, werden die Brandreferendarinnen und Brandreferendare für diesen Abschnitt auf verschiedene Feuerwehr- und Rettungsdienstschulen im Bundesgebiet verteilt. Für drei von uns aus Berlin und Münster ging es für diesen von April bis September laufenden Abschnitt nach Bocholt an der niederländischen Grenze.

Durch die im März für das gesamte Bundesgebiet festgelegten Einschränkungen zur Vermeidung einer weiteren Verbreitung des Corona-Virus, hatten Anfang April die meisten Feuerwehr- und Rettungsdienstschulen ihren Lehrbetrieb vollständig eingestellt. Dies führte dazu, dass wir zum Teil an unseren Heimatdienststellen eingesetzt wurden oder Lerninhalte für ein Selbststudium zur Verfügung gestellt bekamen. Da die feuerwehrtechnische Grundausbildung jedoch von einer realen Ausbildung vor Ort lebt, freute es mich als bereits Mitte April, mit nur ca. zwei Wochen Verzögerung, die Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie Bocholt (FRB) ihren Lehrbetrieb für den Grundlehrgang mit Einschränkungen wieder aufnehmen konnte.

Bereits im Vorfeld war mir klar, dass dies kein „normaler“ Grundlehrgang werden würde. Wir erhielten umfangreiche Informationen zu den aktuellen Einschränkungen an der FRB, den Veränderungen im Lehrbetrieb und entsprechende Handlungsanweisungen, um trotz der aktuellen Lage am Präsenzlehrgang teilnehmen zu können und gleichzeitig einer Infektionsverbreitung in der kritischen Infrastruktur Feuerwehr zu verhindern.

Am ersten Tag vor Ort wurde schnell deutlich, dass die Situation für alle ungewohnt und neu war. So wurde Beispielsweise der Lehrsaal in verschiedene Bereiche für die Ausbilder und uns Lehrgangsteilnehmende unterteilt, Türen wurden entsprechend für Ein- und Ausgang gekennzeichnet und die Wachführung der direkt an die FRB angrenzenden Feuer- und Rettungswache Bocholt wurde in reduzierter Form durchgeführt, um einen Kontakt mit der sonst eng mit dem Lehrgang in Verbindung stehenden Wachmannschaften möglichst zu vermeiden.

Neben dem täglichen Messen und Dokumentieren der eigenen Körpertemperatur und dem Abstandhalten gehört unweigerlich das durchgehende Tragen von einer Mund-Nasen-Bedeckung zu den gewöhnungsbedürftigsten Veränderungen des Lehrbetriebs.

Da Unterrichtsformen wie Gruppenarbeiten etc. auf Grund der Abstandsregelungen nur sehr eingeschränkt möglich sind und langer Unterricht in geschlossenen Räumen möglichst vermieden werden soll, stellte die Situation nicht nur uns Lehrgangsteilnehmende vor neue Herausforderungen sondern selbstverständlich auch die Ausbilder die ihre Unterrichtsgestaltung, die Lehrformen und Inhalte auf die neuen Rahmenbedingungen anpassen mussten. Dafür an dieser Stelle bereits ein großes Lob an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FRB für das Ermöglichen des guten Lehrbetriebs und die gelungene, an einigen Stellen erforderliche, Improvisation! Dadurch lernen wir einmal mehr am praktischen Beispiel, dass die Kunst des Improvisierens zur Bewältigung ungewohnter Lagen eine der zentralen Aufgaben der Feuerwehr darstellt.

Eine gute Mischung aus Theorie- und Praxiseinheiten führt zu einer spannenden und abwechslungsreichen Ausbildung und lies die Einschränkungen schnell zur Normalität werden.

Da Sport und körperliche Fitness einen integralen Bestandteil der Grundausbildung ausmachen, bin ich sehr dankbar, dass unter Beachtung der Hygieneregeln von Beginn an Sportunterricht stattfinden konnte. Hierbei findet der Sport in Kleingruppen meist im Freien und mit großem Abstand statt und wir können uns so, trotz der Einschränkungen, auf die im Spätsommer anstehende Abnahme des Sportabzeichens vorbereiten. Leider konnte der ebenfalls wichtige Schwimmunterricht noch nicht wieder aufgenommen werden, doch ich bin sehr zuversichtlich, dass mit weiteren Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen in den nächsten Wochen auch hierfür Lösungen gefunden werden.

Ein Vorteil in dem verspäteten Start des Lehrgangs lag für uns Brandreferendare darin, dass wir den Lehrgang gemeinsam mit den 18 Brandmeisteranwärter*innen und 2 Brandoberinspektoranwärter*innen beginnen konnten. Im Normalfall kommen die Brandreferendare erst nach der Einführungswoche am IdF in Münster in den dann bereits laufenden Lehrgang dazu. Trotz der Abstandsregelungen und der durch die Mund-Nasen-Bedeckung ausstrahlenden Anonymität ist der Lehrgang so schnell zu einem sehr guten Team zusammengewachsen. Ein Treffen und Austausch untereinander ist neben dem Lehrbetrieb zwar nur in kleinen Gruppen möglich doch wir freuen uns sehr auf die kommenden Wochen und Monate und vielleicht wird bald sogar wieder ein Unterricht ohne Mund-Nasen-Bedeckung und ein Schwimmtraining möglich.

Cyril Dahlgrün – BRef 2020
Brandreferendar der Berliner Feuerwehr

 

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